Dienstag, 19. Juli 2016

Aufklärung über den Abschuss von MH17 steckt im Informationsnebel fest

Wann es den strafrechtlichen Abschlussbericht des JIT geben wird, steht in den Sternen, Russland, die Ukraine und die USA sind sich in der Blockade einig


Wann der Abschlussbericht des Gemeinsamen Ermittlungsteams (JIT) zum Abschuss der malaysischen Passagiermaschine MH17 vorgelegt wird, steht auch zwei Jahre nach dem Vorfall in den Sternen. Im ebenfalls verzögert veröffentlichten Bericht des Dutch Safety Board (DSB) über die technischen Ursachen geht man von einer Buk-Rakete aus, aber der Bericht und die Annahmen sind weiterhin umstritten.

In westlichen Medien herrscht die Meinung vor, dass Separatisten oder russische Soldaten mit einem Buk-System die Maschine möglicherweise versehentlich abgeschossen hätten, stichhaltige Beweise dafür gibt es bislang nicht. Bellingcat hat wieder einmal einen neuen Bericht veröffentlicht, der die Vermutung bestätigen soll, dass ein Buk-System aus Russland nach Snizhe gebracht und nach dem Abschuss wieder Richtung Luhansk abgefahren sei. Überdies wird auf einen Bericht von James Martin Center for Non-Proliferation Studies verwiesen, nach dem in Nachfolge der kritisierten Bildanalyse von Bellingcat Satellitenfotos , die das russische Verteidigungsministerium veröffentlichte, stark manipuliert worden seien. Eingesetzt wurde dazu das Bildanalyseprogramm Tungstene. Auch die New York Times verweist auf diesen Bericht als Beleg, dass Russland Bilder gefälscht hat.

Während US-Außenminister Kerry gerade mit Lawrow über eine Kooperation in Syrien verhandelte, die US-Regierung hat es nun eilig, schließlich geht die Amtszeit von Obama zu Ende, veröffentlichte der Sprecher des Außenministers, Mark Toner, ein Statement zum zweiten Jahrestag des Abschusses von MH17. Darin wird offiziell festgehalten, dass die MH17 von einer Boden-Luft-Rakete abgeschossen wurde. Bestätigt wird überdies die "eigene Beurteilung", dass "die Rakete von einem von den separatistischen Kräften, die von Russland unterstützt wurden, in der Ostukraine abgefeuert wurde". Man arbeite weiter mit dem JIT zusammen, heißt es, und habe volles Vertrauen, dass diese eine glaubwürdige und umfassende Untersuchung durchführen. Vorgelegt werden für die unterstützte Annahme allerdings keinerlei weiteren Belege.

mehr:
- Aufklärung über den Abschuss von MH17 steckt im Informationsnebel fest (Florian Tötzer, Telepolis, 17.07.2016)

siehe auch:
- Unsere Qualitätsmedien: Das sind keine Irrtümer; das sind Lügen, Propaganda und Zensur! (Post, 09.12.2014)
Ukraine 13 – Unser westliches System und die MH 17-Berichterstattung (27.07.2014, zuletzt aktualisiert am 14.09.2014)
- Ukraine: Informationskrieg um MH17 (6) (Gabriele Wolff, 10.10.2015)
- Ukraine-Intermezzo: wie Bellingcat arbeitet (2) (Gabriele Wolff, 28.03.2015)


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