Mittwoch, 16. September 2015

Polit-Smart-Mobs aus dem Kalten Krieg

Nukleare Skurrilitäten aus dem Kalten Krieg: Arte zeigt den Dokumentarfilm "Die Atombombe im Vorgarten", der von menschlicher Leichtfertigkeit und Verblendung erzählt - und sprachlos macht.


Der Schaffner Walter Gregg aus South Carolina war gerade in seiner Garage beschäftigt, als eine Atombombe in seinen Garten fiel. Was nach dem Untergangsszenario eines Katastrophenfilms klingt, ist am 11. März 1958 wirklich passiert. Ein B47-Jet hatte die Bombe auf einem Testflug fallen gelassen, versehentlich. Der Copilot war ausgerutscht und auf den Hebel gefallen, der die Schleusen öffnete und die Bombe freigab. Das Unglück endete glimpflich: Niemand wurde getötet, der Copilot fiel nicht mit aus dem Flieger, die Familie Gregg kam mit Verletzungen davon. Der Plutoniumkern steckte nicht in der Bombe, weil sich die USA nicht im Krieg befand. So explodierte nur das TNT. Bis heute zeugen Bombenteile und ein zwölf Meter breiter Krater im Garten der Greggs von dem Vorfall.

Für seinen Dokumentarfilm Die Atombombe im Vorgarten hat der Regisseur Rudolph Herzog Geschichten wie diese gesammelt, Geschichten aus dem Kalten Krieg, die von der Hemdsärmeligkeit und von der Naivität der Atommächte erzählen. Der Film beruht auf Recherchen zu Herzogs Buch "Der verstrahlte Westernheld und anderer Irrsinn aus dem Atomzeitalter". In seiner Doku verwebt Herzog Archivmaterial, TV-Nachrichten und Propagandafilme mit Zeitzeugeninterviews, die sprachlos machen.

mehr:
- Arte-Doku "Die Atombombe im Vorgarten" John Wayne und die verstrahlte Wüste (Thorsten Glotzmann, Süddeutsche, 19.08.2014, den Film kann man sich noch bis 22.09.2015 ansehen)


siehe auch:
- Der_Eroberer, Folgen (Wikipedia)
Die Außenaufnahmen fanden in Windrichtung des Atomwaffentestgeländes Nevada Test Site in der Stadt St. George im US-Bundesstaat Utah statt. Auf der Nevada Test Site wurde am 19. Mai 1953 die Atombombe Harry, später „Dirty Harry“ genannt, gezündet, die zu dem schlimmsten radioaktiven Fallouteines Atombombentests auf dem amerikanischen Kontinent führte. Eine Abbildung zeigt John Wayne mit seinen beiden Söhnen und einer weiteren unbekannten Person beim Blick auf einen Geigerzähler während der Außendreharbeiten.[2] Ferner wurden auch einige Tonnen strahlender Sand aus der Gegend im Studio zur Dekoration benutzt. Der Zusammenhang zwischen der Radioaktivität als möglicher Ursache von Waynes Erkrankung wurde unter anderem 1979 vom Boulevardmagazin Star enthüllt.30 Jahre später waren 91 Mitglieder des 220-köpfigen Filmteams an Krebs erkrankt, 1981 waren bereits 46 der Beteiligten gestorben. Dazu gehörten der Regisseur Dick Powell († 1963) und die Darsteller John Wayne († 1979), Agnes Moorehead († 1974) und Susan Hayward († 1975). Zu den weiteren Verstorbenen zählt John Hoyt († 1991). Der Schauspieler Pedro Armendáriz hatte sich bereits 1963 das Leben genommen, nachdem er erfahren hatte, dass er unheilbar an Krebs erkrankt war.[3]

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