Donnerstag, 26. September 2013

Persilscheine

Nicht nur sauber, sondern rein 

»Alles neu macht Persil«, lautete ein erfolgreicher Werbeslogan für das allseits bekannte deutsche Waschmittel. Auch einst braune Westen strahlten nach dem Zusammenbruch des Naziregimes wieder weiß. Dafür bedurfte es einer eidesstattlichen Erklärung eines von den Nationalsozialisten Verfolgten, dass am Verhalten des betreffenden NSDAP-Parteigenossen während der Jahre der Diktatur nichts auszusetzen gewesen sei. Mit solch einem »Persilschein« stand der Entnazifizierung nichts im Wege – und die war eine Zeit lang nötig, um Arbeit oder eine Wohnung zu erhalten. Der Begriff wurde später allgemein auf entsprechende Bescheinigungen der Alliierten übertragen, nach denen der Betreffende nur »Mitläufer« gewesen sei. 

Als Entnazifizierung wird das Maßnahmenbündel der Alliierten bezeichnet, mit dem alle Bereiche der deutschen Gesellschaft vom Einfluss des Nationalsozialismus befreit und Schuldige und Belastete ausgemacht werden sollten. Schon ab 1946 aber hatten die Westalliierten kaum noch Interesse an der Entnazifizierung. Im August 1947 waren nur mehr 1,6% der erfassten 800.000 NSDAP-Mitglieder arbeitslos. Auch Massenmördern und Folterknechten gelang es ohne große Schwierigkeiten, wieder Karriere zu machen.
Brockhaus - Abenteuer Geschichte 2013