Freitag, 31. Oktober 2008

Drahtzieher hinter den Kulissen – der Einfluss des Bertelsmann-Konzerns auf die Hochschulen

Auf den Nachdenkseiten gibt’s ein Referat von Wolfgang Lieb über Bertelsmann.

Und Telepolis berichtet von der Verwicklung der Bertelsmann-Tochter Arvato in den Datenmißbrauchs-Skandal.

ältere Bertelsmann-Posts: Nachtrag

Nachdenken, wenn’s weh tut



Erwin Wagenhofer hat einen Dokumentarfilm über Geld, seine Vermehrung, Heuschrecken und die Auswirkungen des globalen Zockens auf die Sozialsysteme und die Entwicklungsländer gemacht. (Wahrscheinlich ist die Aufzählung nicht vollständig.)



In einem Bericht der Tagesschau sagte Wagenhofer: »Jeder, mit dem wir gesprochen haben, wirklich jeder, hat die Finanzkrise kommen sehen«.

Deutscher Trailer:


Links:
Inhaltsangabe bei hr3
Inhaltsangabe bei ZEIT-Online
– Bericht bei der Tagesschau (Video)
– Tagesschau (Interview mit Wagenhofer), leichter lesbar bei Michael Boksch
Konsumpf-Blog (mit Kritiken)
weitere Links beim Bembelkandidat

Ansichten eines Bankers (bei ZEIT-Online)
Ich gegen den Dax (bei ZEIT-Online)
Mein Gott, ist das aufregend (bei Egon Kreuzer)

Siegerposen für alle gleich

HAMBURG – Die typische Geste des Triumphes kennen selbst Sieger, die blind sind und die Pose niemals gesehen haben. Wie das Magazin GEO meldet, hat die Psychologin Jessica Tracy das spontane Verhalten von blinden Judoka bei der Behindertenolympiade 2004 untersucht und mit jenem normalsichtiger Judokämpfer verglichen Dabei entdeckte die Forscherin der University of British Columbia, dass die Triumphgesten von sehenden und blinden Sportlern aus völlig verschiedenen Kulturkreisen fast identisch waren.

Immer rissen Sieger die Arme v-förmig in die Höhe, immer streckten sie ihre Köpfe nach oben und leicht nach hinten, immer bahnen sie ihre Brust auf. Nicht so deutlich fiel das Ergebnis bei Gesten der Scham nach einer Niederlage aus. Während blinde Athleten sowie sehende aus Asien offenkundig niedergeschlagen waren, kaschierten sehende Judoka aus Europa und den USA oft ihre Enttäuschung. Die Wissenschaftlerin vermutet daher, dass die Gesten der Scham kulturell beeinflusst sind, stolzes Gebaren ist dagegen angeboren. •

aus Der Kassenarzt Nr. 19 | Oktober 2008

Dienstag, 21. Oktober 2008

Wie die Luft auf die Erde kam

In einer aufwendigen Doku-Reihe erzählt Deutschlands bekanntester Astronaut Thomas Reiter die Geschichte der Erde neu. Hier schreibt er vorab, wie das Leben zu atmen lernte.

THOMAS REITER
DLR-Vorstand für Raumfahrtforschung und -entwicklung



Die zarte Lufthülle, die unseren wunderschönen Planeten umgibt – wer. sie als Astronaut aus dem Weltall betrachtet, fragt sich unweigerlich: Wie kam eigentlich der Sauerstoff auf die Erde, dieses ganz besondere Gas, das das heutige Leben überhaupt erst ermöglicht? Für die neue ZDF-Reihe „Expedition Erde“ wollten wir das Rätsel lösen – und die Antwort fanden wir in Australien.

40 Grad Celsius. Die Sonne brennt, kein Baum weit und breit spendet Schatten. Die Geländewagen unseres Drehteams quälen sich stundenlang durch die staubige Einöde der westaustralischen Wüste. Eine holprige Tortur bis ans Ende des sechsten Kontinents – doch als wir endlich die Lagune von Shark Bay am Indischen Ozean erreichen, hat sich alle Mühe gelohnt: Wir stehen vor einer der außergewöhnlichsten Sehenswürdigkeiten der Erde – den ältesten Lebewesen der Welt. Und den wichtigsten Revolutionären der Geschichte.


Der Umweltfrevel der Urzeit
Eine neue Erfindung ändert alles


Shark Bay ist einer der wenigen Orte, an denen noch heute geschieht, was man als den größten Umweltfrevel in der Vergangenheit unseres Planeten bezeichnen darf: Hunderte Millionen Jahre lang haben die ersten Bakterien auf der Ur-Erde schon Mangan gefressen, Schwefel verdaut und Zucker vergoren, auf Vulkanen Kohlendioxid und Ammoniak geatmet – kurzum, alles getan, um in einer lebensfeindlichen Ur-Atmosphäre mit intensiver UV-Strahlung irgendwie auszukommen. Doch dann, vor 3,5 Milliarden Jahren, geschah es: Ein paar einfallsreiche Cyanobakterien (früher Blaualgen genannt) erfanden die Photosynthese. Das bedeutet: Sie produzierten, ganz nebenbei, Sauerstoff als Abgas und verpesteten damit ihre Umgebung. So lange, bis das aggressive Gas nicht nur alles Gestein verwittert (oxidiert), sondern sich sogar in der Atmosphäre angereichert hatte

Sanft kräuselt sich das warme Wasser im Wind. Wie Streusel auf einem riesigen Kuchen liegen die Stromatolithen in der Lagune: Millionen Polstersteine, aufgebaut von Cyanobakterien, den Schöpfern der Luft. Bis zu metergroße knollen- oder säulenförmige Gebilde vor allem aus Kalkstein, oft mit Lagen aus Eisenerz oder Feuerstein, die die Mikroben bei ihrem Wachstum aus dem Meereswasser heraus eingelagert haben. Korn für Korn, Schicht für Schicht.

Wie an die Küste gespülte Gesteinsbrocken sehen die Stromatolithen aus – aber das sind sie nicht. Sondern lebende Organismen. So unspektakulär sie aussehen mögen – alle Pflanzen und Tiere und jeder einzelne Mensch verdanken ihnen ihre Existenz. Diese Bakterien waren zwei Milliarden Jahre lang alles, was unsere Erde an Lebensformen zu bieten hatte – und wenn nicht eine Menge an Zufällen zusammengekommen wäre, dann wäre unser Planet noch heute eine Welt von Mikroben. An der Shark Bay ist sie erhalten geblieben.

Cyanobakterien sind die Erfinder der Photosynthese. Es gibt 2000 Arten - vom Einzeller bis zu langen Fäden (wie bei der Gattung Phormidium, Aufnahme mit dem Raster- Elektronenmikroskop, 900-fache Vergrößerung).


Mit Treibkörnchen aus dem Meerwasser bauen sie die Stromatolithen der Shark Bay auf - die lebenden Steine Westaustraliens.







Ein Blick auf diese Bucht ist wie ein Schnappschuss aus der Urzeit: Seit 3,5 Milliarden Jahren bauen diese Winzlinge an den seichten Ufern der Meere ihre Pilztürme auf – dunkle Strukturen im Flachwasser. Sogar aus dem Weltraum konnte ich das türkisgrüne Wasser der Shark Bay erkennen. Mithilfe des Sonnenlichts erzeugten sich diese Revolutionäre des Lebens die Rohstoffe ihres Wachstums plötzlich selbst – durch Aufspaltung des Wassers aus dem Meer und des Kohlendioxids aus der Luft. Eine geniale neue Methode, die alle Vorläufer in Rückzugsnischen verdrängte – in Vulkanschlote, Höhlen und die Tiefsee.

Noch heute ist auf allen Kontinenten – aber besonders schön in den roten Weiten des australischen Outbacks – zu sehen, was der neue Luft-Sauerstoff schuf: oxidiertes Gestein, gewaltige Gebirge aus Rost, die zu Eisenerz wurden – von dem unsere Zivilisation heute zu großen Teilen abhängt. Faszinierend: Der Abfall der natürlichen Revolution von damals bildet die Grundlage der technischen Revolution unserer Gegenwart. Die wunderbare Erfindung der winzigen Bauherren der Stromatolithen war so erfolgreich, dass sich der Sauerstoff in der Atmosphäre sammelte – und schließlich unseren Planeten auch mit einem ganz besonderen Schutz umgab: der Ozonschicht. Sie bewahrt ihn bis heute vor den tödlichen UV-Strahlen der Sonne. Und das Vorhandensein von Sauerstoff zum Atmen ermöglichte das Entstehen der ganzen Fülle von Leben auf dem Land.

Wir alle sind Kinder dieser Bakterien. Das hat auch die UNO erkannt und die Stromatohithen, die lebenden Steine Australiens, zum Welterbe der Menschheit erklärt.

Thomas Reiter in TV Hören und Sehen, Nr. 38, 2008

Montag, 20. Oktober 2008

Chauvis haben volle Taschen

TALLAHASSEE - Chauvinistischer Machismo zahlt sich aus. Männliche Traditionalisten, die die Frauen am liebsten mit ihren Blagen am Rockzipfel an den Kochtopf verbannen, haben auf einer im JOURNAL OF APPLIED PSYCHOLOGY veröffentlichten Studie ein deutlich höheres Gehalt als Männer mit einem liberalen Rollenverständnis. Die Autoren der Studie, Beth A. Livingston und Timothy Judge von der University of Florida, glauben, dass dar Geschlechterunterschied nicht nur durch ökonomische und soziale Faktoren bestimmt sei. Den Unterschied im Verdienst von traditionellen und liberalen Männern erklären sie sich damit, dass die Machos besser verhandeln könnten und auf Vorgesetzte träfen, die egalitäre Männer als Weicheier begriffen. Vermutlich haben to männlichen verheirateten Alleinverdiener für die berufliche Entwicklung auch einfach den Rücken frei. Zudem zementiere sich die Trennung von beruflicher und häuslicher Arbeit durch das höhere Gehalt. Bei Frauen verhält es sich genau anders herum. Berufstätige Frauen mit traditionellem Rollenverständnis verdienten weniger als jene mit einer emanzipierten Sichtweise. •

Er bringt die Kohle nach Hause: Dieter Bohlen mit seiner ehemaligen 26 Jahre jüngeren Freundin Estefania Küster.













aus Der Kassenarzt Nr. 17 • Oktober 2008


Schisser wählen rechts

LINCOLN – Schreckhafte Menschen gehören öfter dem rechten politischen Spektrum an als gelassene und souveräne Zeitgenossen Die politische Orientierung scheint aber nicht nur von persönlichen Erfahrungen abzuhängen, sondern könnte auch mit bestimmten physiologischen Reaktionen einhergehen, schreiben die Psychologen um Douglas Oxley von der University of Nebraska im Fachmagazin SCIENCE. Dazu befragten die Psychologen 1310 US-Bürger zu ihren politischen Einstellungen. Von den „Extremisten“ nahmen 46 an weiteren Untersuchungen teil. Ihnen wurden Ekelbilder mit lauten und überraschend auftretenden Geräuschen präsentiert.

Messungen zeigten, dass die schreckhaftesten Probanden sich für mehr Militärausgaben, mehr Durchsuchungsrechte und die Todesstrafe ausgesprochen hatten. Zudem – welch Wunder – traten sie für Gehorsam und Patriotismus ein, befürworteten den lrakkrieg und Schulgebete. Nicht weniger überraschend waren selbstredend auch Gegner der Reglementierung von Waffenbesitz und der Ehe zwischen gleichgeschlechtlichen Partnern. Weniger schreckhafte Testpersonen tendierten zu pazifistischen Einstellungen, einer liberalen Einwanderungspolitik, dem Recht auf Abtreibung und der Homosexuellen-Ehe. •

aus Der Kassenarzt Nr. 17 • Oktober 2008

Wir werden nicht schöner

NEUCHÂTEL – Die Biologin Katharina Foerster von der Schweizer Université de Neuchâtel hat bei Forschungen an Rotwild herausgefunden, dass jeweils dar stattlichste Platzhirsch die am wenigsten anziehenden weiblichen Nachkommen hat. Damit hat Foerster einen Grund entdeckt, weshalb der Anteil der Attraktiven in einer Population nicht zunimmt, schreibt GEO. Nach Darwin wäre eigentlich zu erwarten, dass Gutaussehende ihre Gene erfolgreicher verbreiten als andere, weil sie als Väter und Mütter stärker begehrt sind. Dass dies nicht der Fall ist, dürfte der Biologin zufolge an entgegengesetzt wirkender Erbinformation liegen. „Gute“ Gene eines Elterntiers haben im jeweils anderen Geschlecht der nächsten Generation häufig einen negativen Effekt.

So waren die Töchter jener Hirsche, welche die meisten Nachkommen zeugten, kaum begehrt und setzten weniger Kinder in die Welt als die weiblichen Nachkommen „unattraktiver“ Väter. Die Erbanlagen, die ein attraktiver Elternteil weitergibt, wirken sich nur an Kindern seines Geschlechts positiv aus Möglicher Sinn dar antagonistischen Gene: Bei allzu vielen Schönlingen litte die genetische Vielfalt. Und dies schwäche eine Spezies.

aus Der Kassenarzt Nr. 17 • Oktober 2008

Sonntag, 19. Oktober 2008

Paulo Coelho über Castaneda


In jedem Jahr ist mindestens eine Kolumne Carlos Castaneda gewidmet, einem Autor, der meine Generation geprägt hat und den vor dem Vergessen zu bewahren ich mir zur Pflicht gemacht habe. Im Folgenden gebe ich ein paar seiner Gedanken wieder:

Die Stimmung des Kriegers
Es gibt nichts Schwierigeres auf der Welt, als sich in die Stimmung eines Kriegers zu versetzen. Es bringt nichts, traurig zu sein und zu klagen - und zu glauben, dass immer irgendjemand uns irgendetwas angetan hat. Niemand tut jemandem etwas an, am wenigsten einem Krieger.

Nicht, wie man erzogen wurde, spielt eine Rolle. Entscheidend für die Art, wie man etwas tut, ist der Wille. Ein Mensch ist nur die Summe seiner Wünsche und seines Willens, und diese Summe entscheidet darüber, wie er lebt und wie er stirbt. Persönliche Kraft ist eine Begabung, etwas, das uns Begeisterung schenkt. Etwas wie Glücklichsein. Persönliche Kraft ist etwas, das man durch den lebenslangen Kampf gewinnt. Vom Tag unserer Geburt an wird uns gesagt, die Welt sei so und so beschaffen, und natürlich bleibt uns eine Zeit lang nichts anderes übrig, als zu glauben, was uns gesagt wird. Doch wir müssen diese Vorstellungen aufgeben und unsere eigene Sicht der Welt finden.

Demut und Bewusstsein
Die Demut eines Kriegers ist nicht die Demut eines unterwürfigen Menschen. Der Krieger beugt vor niemandem sein Haupt, doch zugleich erlaubt er niemandem, sich vor ihm zu verneigen. Ein unterwürfiger Mensch hingegen fällt bei jeder Gelegenheit auf die Knie und kriecht vor jedem im Staub, den er höher gestellt wähnt. Zugleich verlangt er aber, dass ein Geringerer vor ihm im Staub kriecht.

Der Krieger und die Worte
Das Schlimme an Worten ist, dass sie uns glauben machen, wir seien erleuchtet, wir verstünden alles. Doch wenn wir uns der Welt stellen, lassen sie uns stets im Stich, und wir sehen, dass die Welt in Wirklichkeit ganz anders ist als die mit Worten beschriebene Vorstellung von ihr. Aus diesem Grund handelt ein Krieger lieber und verliert keine Zeit mit unnützem Reden. Durch das Handeln erfährt er die Bedeutung dessen, was in seinem Alltag geschieht, und trifft kreative und originelle Entscheidungen.

Der Krieger und die Zweifel
Ein gewöhnlicher Mensch glaubt, es sei ein Zeichen von Sensibilität und Spiritualität, sich Zweifeln und Sorgen zu überlassen. Tut er dies, entfernt er sich vom wahren Sinn des Lebens, denn sein kleiner Verstand macht ihn zu dem Heiligen oder zu dem Monster, für die er sich hält, und er tappt, ehe er sich versieht, in die Falle, die er sich selber gestellt hat. Solche Menschen lieben es, wenn man ihnen sagt, was sie tun sollen, doch noch lieber schlagen sie gute Ratschläge in den Wind – nur um die großzügige Seele jener zu ärgern, die sich irgendwann um sie kümmern.

Nur ein Krieger kann den Weg des Wissens ertragen. Ein Krieger, der nicht klagt und für den Herausforderungen weder gut noch schlecht sind. Herausforderungen sind einfach nur Herausforderungen.

Die unergründliche Kunst, zu leben
Die Welt ist unergründlich und geheimnisvoll, und wir alle sind es auch. Es ist die Kunst des Kriegers, zwischen dem Schrecken, ein Mensch zu sein, und dem Wunder, ein Mensch zu sein, das Gleichgewicht zu halten.

aus TV Hören und Sehen, Nr. 38, 2008

Freitag, 17. Oktober 2008

Jogi Löw, ein Technokrat

Normalerweise würde ich keinen Post über Fußball schreiben. Aber hier geht es um die Deutsche Nationalmannschaft und um den Zeitgeist. Wie geht man mit Menschen um? Als Kevin Kuranyi aus der Nationalmannschaft flog, waren den meisten Medien die Hintergründe ziemlich egal. Daß Kuranyi Löw einen Tag vor dem Rußland-Spiel um die Erlaubnis gebeten hatte, sich das Spiel zuhause ansehen zu dürfen, ging in der auf angepaßtes Intelligenzniveau herunterberichteten Kontroverse zwischen Trainer und Spieler unter.

Wieviel Anpassung ist nötig? Jetzt ist der Nächste dran: Thorsten Frings, der letzte Langhaarige. „Ich habe ihm meine Wertschätzung mitgeteilt“, berichtete Löw und ergänzte: „Logischerweise sind Spieler unzufrieden, wenn sie nicht spielen. Aber das ist eine Situation, die ich möchte.“ Leistung ist alles, immer und unter allen Umständen abrufbar. Wenn jemand drei Jahre lang um einen Stammplatz (Stammplatz, was ist ein Stammplatz?) kämpft und es dann nicht aushält zum wievielten Mal noch nicht mal auf der Ersatzbank zu sitzen, kann man da nicht Verständnis haben? Muß man das als Trainer nicht sogar?

Wie gesagt: Normalerweise würde ich über Fußball nicht posten, aber hier läßt sich etwas erkennen, was in unserer Gesellschaft inzwischen wie ein Schimmelpilz breit gemacht hat: bedingungslose Unterwerfung unten und keinerlei Fürsorgepflicht oben. Über Jahre war Timo Hildebrand Nummer drei im Deutschen Fußballtor, nach Lehmanns Rücktritt durfte er hoffen, belohnt zu werden. Pustekuchen! Nun hat Löw ihm gnädig mitgeteilt, daß er weiterhin „zum erweiterten Kader der Nationalmannschaft“ gehört und daß er einer der besten deutschen Torhüter sei. Na, da hat Timo bestimmt gleich eine Flasche Sekt aufgemacht. Leere Worte, wahrscheinlich in ein paar Motivations- oder Management-Kursen angelernt, in der Hoffnung, die Hündchen springen weiterhin nach der Wurst. Es werden noch ein paar Jahre vergehen, bis nicht nur im deutschen Fußball deutlich werden wird: Leistung ist nicht alles.

Löw: „Ich weiß, dass er seine Leistung noch bringen kann und bringen wird. Jetzt muss er diese Pille eben auch mal schlucken. Ich setze weiter auf ihn.“ Frings: „Ich bin keine beleidigte Leberwurst. Aber ich weiß, was ich kann, was ich für den DFB und auch für Jogi Löw geleistet habe – und damit weiß ich auch, dass ich so nicht mit mir umspringen lassen möchte.“ Interessant ist das Statement von Bremens Sportdirektor Klaus Allofs: „Es gibt für Torsten keine Veranlassung zurückzutreten. Ich würde ihm davon abraten. Er ist ein sportlich wichtiger Teil der Nationalmannschaft. Das weiß auch Joachim Löw - und wenn nicht, wird er dies noch merken."

Am 21.10.08 ging auch Michael Ballack auf Konfrontationskurs: bei der ARD


Donnerstag, 16. Oktober 2008

Produktvielfalt ist die Stärke

Regionalmarke „SooNahe“ wird bei der Selbsthilfemesse erstmals im Kreis Birkenfeld präsentiert – Verkaufsstellen geplant.

Seit drei Wochen sind Produkte von „SooNahe“ erhältlich. Über die Regionalmarke sollen die Einwohner des Kreises Birkenfeld nun mehr erfahren.

KREIS BIRKENFELD. Dem von allen Seiten bescheinigten Traumstart in Bad Kreuznach und Gemünden folgt nun die Präsentation der neuen Regionalmarke im Kreis Birkenfeld: Bei der Selbsthilfemesse am Samstag, 18. Oktober, in der Idar-Obersteiner Mikadohalle unter dem Motto „Gutessen – gesund genießen“ sind auch die Vertreter von „SooNahe –Gutes von Nahe und Hunsrück“ mit von der Partie.

Mit 84 Gründungspartnern, davon ein Dutzend aus dem Kreis Birkenfeld, sieht Dr. Rainer Lauf, der Vorsitzende des Regionalbündnisses Soonwald-Nahe als Träger der Marke „SooNahe“ gut aufgestellt. „Die Vielfalt der Erzeugnisse ist unsere Stärke“,glaubt der Kinderarzt aus Bad Sobernheim: Auf der Woge des erfolgreichen Leitprodukts Nahewein bieten die beteiligten Betriebe eine beachtliche Produktpalette an, die gentechnikfrei ist und unter anderem Rind-, Schweine- und Lammfleisch, Wild, Fisch, Obst und Gemüse, Säfte und Backwaren umfasst. In 15 Pflichtenheften sind die jeweiligen Qualitätsrichtlinien niedergeschrieben.

Regionale Erzeuger von Nahe und Hunsrück haben einiges zu bieten: Nach der „Beziehungskiste“, die mit haltbaren Waren aus der Region bestückt ist, herrscht bereits große Nachfrage.





Dem Regionalbündnis und seinem Wirtschaftspartner Hunsrück-Marketing geht es nicht darum, neue Läden aufzubauen, sondern vorhandene Strukturen zu stärken. „In erster Linie dient die Marke dazu, die guten Betriebe der Region unter einem Logo zusammenzufassen und ihnen mit einem breit angelegten gemeinsamen Marketing höheren Stellenwert und Image bei den Verbrauchern zu verschaffen“, erläutert Lauf. Eigene „SooNahe“-Shops existieren folglich nicht. Vielmehr ergänzen die Produkte die Angebote von Bäckern, Metzgern, Hofläden sowie des Regiomarkts Nahe in Bad Kreuznach und weiterer Geschäfte. In zwei bis drei Jahren soll es in allen Mittelpunktorten der Verbandsgemeinden Verkaufsstellen geben.

Eine vom rheinland-pfälzischen Wirtschaftsministerium und der Centralen Marketing-Gesellschaft der deutschen Agrarwirtschaft(CMA) finanzierte Machbarkeitsstudie kam zu dem Ergebnis, daß die Kreise Bad Kreuznach, Rhein-Hunsrück und Birkenfeld über genügend Potenzial an Erzeugern und Abnehmern verfügen. „Unser Ziel ist, das Verbraucherbewußtsein noch mehr für regionale Produkte, wirtschaftliche Kreisläufe und kurze Wege zu schärfen“, sagt Lauf, den die große Nachfrage für die mit haltbaren Waren aus der Region gespickten „Beziehungskiste“ ermutigt.

Bereits bei der Konferenz „Ackern & Genießen“ des Regionalbündnisses 2003 entstand die Idee für eine Regionalmarke „SooNahe“, blickt der 50-Jährige zurück, der zusammen mit Helmut Hehner aus Waldböckelheim, dem Vorsitzenden von Hunsrück-Marketing, den Markenvorstand leitet: Unter dem Motto „Landwirtschaft hat Zukunft“ wurden den Bauern Wege aufgezeigt.

Stichwort
Regionalbündnis Soonwald-Nahe


1997 schlug die Geburtsstunde des Regionalbündnisses Soonwald-Nahe, das seit 2001 als eingetragener Verein organisiert ist und inzwischen rund 370 Mitgliederzählt. Das Spektrum der Aktivitäten reicht von bundesweit beachteten Umweltprojekten wie „Lebendiger Soonwald“ und „Lebendige Nahe“ über eine Solarinitiative, Gesundheitsthemen und historische Kurse bis hin zu den alljährlichen „Tagen der Region“. Derzeit gilt das Hauptaugenmerk dem Aufbau der Regionalmarke „SooNahe“.
aus der Nahe-Zeitung vom 13.10.2008

Viel Glück! In einer gentechnikfreien Versorgung mit kurzen Wegen liegt die Zukunft.

Samstag, 11. Oktober 2008

Nur fliegen ist schöner...

Radler und Reh kollidieren
Niederelbert: Beim Zusammenstoß eines Radfahreres mit einem Reh ist der Mann schwer verletzt und das Tier getötet worden. Dem 30-Jährigen war auf einem geteerten Feldweg bei Niederelbert (Westerwaldkreis) das Reh vor das Mountainbike gelaufen. Der Radler flog durch die Luft und kam ins Krankenhaus.

Was im Westerwaldkreis die Krankenkassen sparen, wenn die Unfallopfer schon allein ins Krankenhaus fliegen...

Freitag, 10. Oktober 2008

Geld: Die’s haben, die noch mehr brauchen und die weniger brauchen

Deutschlands Dagobert Ducks: Manche Leute sind einfach reich – und bleiben es offenbar auch. Die Aldi-Brüder Karl und Theodor Albrecht sind auch 2008 wieder die reichsten Deutschen. Allerdings: Der Rutsch an der Börse ließ auch einige Superreiche in der Rangliste zurückfallen. Nach der vom „Manager-Magazin“ veröffentlichten Jahresliste der 300 reichsten Deutschen kam die Familie Porsche auf den dritten Platz. Die globale Finanzkrise beeinflusste in diesem Jahr in hohem Maße die Rangliste, hieß es.
weiter zum Artikel „Die Donald Ducks Deutschlands: Aldi & Co.“ beim ZDF


Die Behauptung, dass man Finanzmärkte nicht regulieren dürfe, war mehr als ein Jahrzehnt lang ein Glaubenskernsatz der Regierungen Blair, Schröder, Schüssel, Clinton und Bush. Und jene SPD-Politiker, welche nun beflissentlich die Schuld an der fehlenden Regulierung auf die Amerikaner schieben, vergessen zu erwähnen, dass die Unantastbarkeit dieses Tabus den Schröderisten 1999 so wichtig war, dass sie Oskar Lafontaine darüber aus der Regierung und der Partei mobbten.
zu Peter Mühlbauers Artikel „Krise einer Religion“ bei Telepolis


Wenn es richtig schlecht läuft, werden die Steuerzahler in Europa - auch in Deutschland - Milliarden Euro für die Rettung hiesiger Banken aufbringen müssen, wird sich die Rendite aus Lebensversicherungen und anderen Altersvorsorgeprodukten für die Menschen hierzulande kräftig reduzieren, wird die Krise Europa Millionen Arbeitslose bescheren. Danke, Amerika!
Längst hat sich die Philosophie der Spekulanten unter tatkräftiger Mithilfe der EU in Kontinentaleuropa ausgebreitet. Die Essenz dieser Weltsicht lautet erstens: Vorfahrt für das Kapital. Nicht die Interessen der Arbeitnehmer, Kunden, Lieferanten und Gemeinden sind bei unternehmerischen Entscheidungen zu berücksichtigen, sondern einzig und allein, die Interessen der Kapitalgeber, der Aktionäre und Gläubiger.
weiter zum Leitartikel „Vergesst Wall Street“ von Robert von Heusinger bei FR-Online


10CC - Wall Street Shuffle

Do the Wall Street shuffle
Hear the money rustle
Watch the greenbacks tumble
Feel the Sterling crumble
You need a yen to make a mark
If you wanna make money
You need the luck to make a buck
If you wanna be Getty, Rothschild
You've gotta be cool on Wall Street
You've gotta be cool on Wall Street
When your index is low
Dow Jones ain't got time for the bums
They wind up on skid row with holes in their pockets
They plead with you, buddy can you spare the dime
But you ain’t got the time
Doin’ the …
Doin’ the …
Oh, Howard Hughes
Did your money make you better?
Are you waiting for the hour
When you can screw me?
`Cos you're big enough
To do the Wall Street Shuffle
Let your money hustle
Bet you'd sell your mother
You can buy another
Doin' the....
Doin' the....
You buy and sell
You wheel and deal
But you're living on instinct
You get a tip
You follow it
And you make a big killing
On Wall Street

deutsch:

Mach’ den Wall Street-Schieber
Hör’ das Geld rascheln
Sieh’, wie die Greenbacks purzeln
Fühl’ den Sterling bröckeln
Du brauchst ’nen Yen, um die Mark zu kriegen
Du brauchst das Glück, um Geld zu machen
Wenn Du Getty oder Rothschild sein willst,
Mußt Du cool sein an der Wall Street
Mußt Du cool sein an der Wall Street
Wenn Dein Index niedrig ist
Der Dow Jones hat keine Zeit für Beulen
Sie kämpfen sich mit Löchern in den Hosentaschen die Rutschbahn hoch
Sie betteln Dich an: Kumpel, hast Du nicht ’nen Groschen
Aber Du hast keine Zeit, um
den Wall Street-Schieber zu machen
den Wall Street-Schieber …
Oh, Howard Hughes
Hat Dein Geld Dich zu einem besseren Menschen gemacht?
Wartest Du auf die Stunde
Wo Du mich fertigmachen kannst?
Weil Du bist groß genug,
um den Wall Street-Schieber zu machen
Lass’ Dein Geld rummachen
Ich wette, Du würdest Deine Mutter zu Geld machen
Kannst Dir ja ’ne andere kaufen
während Du den Wall Street-Schieber machst
den Wall Street-Schieber …
Du kaufst und verkaufst
machst rum und handelst
Aber Du lebst von Deinen Instinkten
Du kriegst ’nen Tipp
Du folgst ihm
Und Du machst den großen Reibach
An der Wall Street


Banken sind weder produktiv noch innovativ. Sie verleihen Geld. Gewaltige Renditen sind nur mit dem Aufbau von Kettenbriefsystemen zu erzielen.
Warum immer die Finanzmärkte? Warum platzt so selten eine Spekulationsblase am Kartoffelmarkt? Warum verkalkulieren sich Maschinenbauer selten so, dass der Staat helfen muss, weil sonst das gesamte marktwirtschaftliche System gefährdet ist? Was treibt Scharen scheinbar seriöser Banker und Börsianer dazu, so riskante Geschäfte zu machen, dass sie hinterher alle wie dumme Kinder im Brunnen liegen und nach dem Staat um Hilfe schreien?
weiter zu Heiner Flassbecks Artikel „Der absehbare Kollaps“ bei der taz



Und dann gab’s ja auch noch die sogenannte 132-Euro-Studie über die Harz-IV-Schlaffis, die zuviel kriegen… (Eine Lang- und eine Kurzfassung der Studie können im Downloadbereich des Internetauftritts von Harald Thomé heruntergeladen werden.) Übrigens: Wenn man sich die Worthülsen aus der Präambel der Studie durchliest, weiß man sofort, wes Geistes Kind die Verfasser sind. Zum Genießen der letzte Absatz:

Es war vielmehr Absicht, einen Beitrag zur Verbesserung der Situation vieler Menschen zu leisten. Die Studie hat offen gelegt, dass die Bedürfnisse vieler Menschen nach Arbeit und Anerkennung, deren notwendige Befriedigung man auch aus den Zielen der sozialen Mindestsicherung herauslesen kann, nicht ausreichend erfüllt werden. Viele wollen sich einbringen und etwas leisten, was heute sehr schwierig geworden ist. Die Studie zeigt, dass man hier ansetzen muss, unser Sozialsystem positiv nach vorne zu entwickeln.

________________

Die von zwei Wirtschaftswissenschaftlern veröffentlichte „132 Euro Studie“ hat zu größtenteils ideologisch gefärbten Diskussionen geführt. Die konkreten Zahlen wurden bisher weitgehend ignoriert bzw. keiner genauen Betrachtung unterzogen. Dabei lohnt es sich
Wie auch der Regelsatz bei ALGII liegt der Studie das Problem der Pauschalierung zugrunde. Schon beim Regelsatz ist es so, dass der 48jährige Arbeitssuchende mit Grippe genauso behandelt wird wie der 20jährige Arbeitssuchende ohne derzeitiges Gebrechen. Bei der Studie, die die Wirtschaftswissenschaftler Friedrich Thießen und Christian Fischer von der Universität Chemnitz veröffentlicht haben, geht man noch weiter in Richtung Milchmädchenrechnung.
Bettina Winsemann hat nachgerechnet: „132-Euro-Studie: Zahlen aus dem Chemnitzer Elfenbeinturm“ bei Telepolis

alle Artikel gefunden in Ursula Neumanns Post, Danke!

Die NachDenkSeiten machen sich über die gesellschaftliche Vorherrschaft des Finanzsektors Gedanken. Dort findet sich auch eine Buchrezension über den neoliberalen Zeitgeist der Neuen Mitte: „Die Ausgeschlossenen. Das Ende vom Traum einer gerechten Gesellschaft“ von Heinz Bude

Ach ja, bevor ich’s vergesse: Das Schwarzbuch des Bundes der Steuerzahler gibt’s im Internet.

Und zuallerletzt noch was Lustiges: In England ging wieder eine Festplatte verloren

Mittwoch, 8. Oktober 2008

Ärzte und die Finanzkrise

Ein Allgemeinmediziner muß Geld zurückzahlen. Glücklicherweise nicht so viel, wie er dachte… (bei FR Online)

Vor einiger Zeit hatte ich ein zwanzigminütiges Telefonat mit einer Frau von der Kassenärztlichen Vereinigung. Diese teilte mir mit, ich müsse bei der Ziffer 35110 die Zeit mit eingeben.

Wenn ich ein Erstgespräch führe, rechne ich keine Probesitzung ab, das finde ich nicht in Ordnung. Ich brauche, um die Personalien aufzunehmen, ja eine Viertelstunde,
da kann ich keine Psychotherapiesitzung abrechnen. Also: zweimal Ziffer 35110 Verbale Intervention bei Psychosomatischen Krankheitszuständen, Dauer: mindestens 15 Minuten, macht 430 Punkte. Weil ich damit über die 10%-Grenze rutsche (nicht mehr als 10% Punkte aus Leistungen außerhalb eines Psychotherapie-Antragsverfahrens erbringen, sonst werde ich abgestaffelt), kriege ich dafür über den Daumen 7 EUR. (Daß die Patienten von Gesetzes wegen das Recht auf 5 Probestunden haben, wodurch ich bei einer Kurzzeittherapie von 25 Stunden schon bei 20% nicht genehmigungspflichtigen Punkten lande, meine Abstaffelung also schon ins System eingebaut ist, dient der Standortsicherung Deutschland.)

Damit ich also die Krankenkasse über die zweimal 3,50 EUR nicht übers Ohr haue, muß ich in mein Programm eintragen, wann ich mit den 15 Minuten angefangen habe. Und weil das Auswerteprogramm der KV in meiner Quartalsabrechnung die Zeitfelder in meinem Praxisprogramm nicht lesen kann, habe ich mit der Frau zusammen ausprobiert, was für ein Feld das sein soll (sie wußte nur: Feld, sagen wir mal 5504. Kann ich nix mit anfangen.): Aha, fanden wir nach einer Viertelstunde raus, es ist das Feld, in denen ich die Bemerkungen eingebe. Jetzt ist alles in Ordnung bei mir.

Was ist nicht in Ordnung? Nun, für die Hypo Real Estate sollte ein Rettungspolster von 26 Milliarden Euro geschnürt werden, und die Deutsche Bank, die sich daran beteiligte, schickte mal jemanden zur HRE zum Nachgucken. Und, siehe da: da war doch noch was! Ich weiß nicht genau wieviel, ich glaube mich erinnern zu können, daß es zusätzlich nochmal 25 Milliarden waren. Und keiner hatte was gesagt. Ist doch scheißegal, ob der Staat mit 25 oder doppelt so viel Milliarden in die Bresche springen muß. Es wäre zum Lachen, wenn es nicht zum Kotzen wäre: die Süddeutsche meldete noch am 29.9., der Finanzminister habe sich bei einer Sitzung des SPD-Präsidiums »überzeugt gezeigt, dass die Lage in Deutschland unter Kontrolle sei. ›Er hat den Eindruck erweckt, dass man das alles im Griff behalten kann‹, hieß es.« Was mich freut ist die Tatsache, daß sich Steinbrück nun vorgeführt fühlen muß. Zum damaligen Zeitpunkt war das im Geschnürt-Werden begriffene Rettungspaket noch 25 Milliarden Euro dick. Und weiter hieß es im SZ-Artikel: »Bundesbank und die oberste Finanzaufsicht BaFin hatten dem Finanzkonzern am Montagmorgen den Rücken gestärkt. Das geschnürte Rettungspaket zusammen mit einem Bankenkonsortium sichere die Marktfähigkeit des Immobilien- und Staatsfinanzierers.« Klingelt’s? Man holt erst den Staat mit ins Boot, und dann erklärt man ihm sachte, wofür er denn nun letztlich gerade zu stehen hat.

Und wer Steinbrück kennt, weiß, daß es um seine Magenschleimhaut nicht zum Besten steht. Aber es sollte lohnenswert sein, sich mal einige Minuten lang zu überlegen, wie die Leute von der Hypo Real Estate drauf sind!

Alle reden von Politikverdrossenheit. Ich weiß ehrlich gesagt nicht, was ich da noch sagen soll. In der Medizin wird auch noch das letzte Kubikmilimeterchen aus Marmeladenglas rausgekratzt, die Krankenkassen lügen ihren Mitgliedern die Hucke voll, Ärzte haften mit ihrem Privatvermögen für ihre Verschreibungen, und das Ergebnis ist, daß ich mit meiner Wehrlosigkeit dem systemimmanenten Abstaffelungsbetrug gegenüber letztlich auch noch diese Milliardenzocker subventioniere.


Und da ich schon mal dabei bin, ein Schmankerl aus einem Artikel (»DER NEUE PAUSCHALEN-EBM 2008: Die Kritik hält an«) im Deutschen Ärtzeblatt vom Januar 2008:

»Auch der neue EBM schafft ein altes Problem nicht aus der Welt: Die Psychologischen Psychotherapeuten [falsch: alle, auch die ärztlichen Psychotherapeuten] haben vor dem Bundessozialgericht erstritten, dass ihr Einkommen bei maximalem Einsatz mindestens dem Durchschnittseinkommen der Fachärzte [stimmt nicht: vergleichbarer Fachärzte] entsprechen muss. Nach einem Beschluss des Bewertungsausschusses ist es aber nicht möglich, dieses Mindesteinkommen zu überschreiten. Best findet, es solle auf Dauer keine Höchstgrenze geben: ›Das Bundessozialgericht hat nicht verboten, dass ein Psychotherapeut mehr verdienen darf.‹«

(Hervorhebungen und Bemerkungen von mir)

Motto: Psychotherapeuten wissen nix, können nix, haben aber für alles Verständnis.
Das erinnert mich an die Lorentz-Transformation: Die Formel (im Link ganz unten) verhindert (wow, eine Formel, die verhindert), daß die Lichtgeschwindigkeit erreicht werden kann.


Freitag, 3. Oktober 2008

Können sie jetzt oder können sie nicht?

Anscheinend dürfen Hummeln jetzt doch fliegen können, zumindest bei ntv

Aber macht ja nix, wenn das mit den Hummeln zum Leid der ressourcenorientierten Neo-New-Age-Bewegung nicht funktioniert, können wir ja die Flugsaurier aus der Tasche holen. Die wußten garantiert noch nichts von Aerodynamik. Vielleicht sind sie ja auch ausgestorben, weil sie nicht fliegen konnten… (Auch bei ntv sind sie abgestürzt.)

Donnerstag, 2. Oktober 2008

Jörg Andrees Elten über Barack Obamas Wahlkampf

Ich hab’ den Text hier eingestellt, weil er in wenigen Wochen wieder von der Osho-Times-Seite runtergenommen werden wird. Er stammt von dem STERN-Trauma Jörg Andrees Elten.


"Barack Obama ist der erste Kandidat, der das Internet auf eine unglaublich intelligente, kreative und effiziente Weise als Tool für die Organisation einer modernen Basisdemokratie einsetzt. Aus der Anonymität der Masse tritt das Individuum hervor und beteiligt sich über das Internet an der politischen Aktion und Diskussion. Während wir im Begriff sind, vom Zeitalter der Kohle und des Erdöls Abschied zu nehmen und das Zeitalter der Sonnenenergie einzuläuten, beginnt auf der politischen Ebene das Zeitalter der Internet-Demokratie."


Klartext
E-Mails von Barack

Der Präsidentschaftskandidat Barack Obama spielt virtuos mit dem Internet

von Satyananda

Es fing damit an, dass ich seine Webseite besuchte. Seither schreibt mir der amerikanische Präsidentschaftskandidat Barack Obama gelegentlich E-Mails. Er nennt mich Andrees und unterschreibt mit Barack. Neulich schrieb er mir zum Beispiel: „Andrees, du weißt vielleicht, dass ich zehn Leute nach Denver eingeladen habe, damit sie mit mir hinter den Kulissen des Parteitags der Demokraten zusammen sein können – Ich möchte dir gerne ein bisschen was über sie erzählen …“
Und so erzählte mir Barack etwas von lauter netten Leuten – Weißen, Schwarzen, Latinos, Alten und Jungen. „Jeder von ihnen“, schrieb er, „bringt seine oder ihre einzigartigen Erfahrungen und Ideen ein, und was alle eint, ist ihre Begeisterung für Wandel und Neuanfang.“

„Wir zählen auf Dich!“
Obamas Wahlkampfmanager David Plouffe hatte mir schon vorher mitgeteilt, dass Barack seine zehn Gäste auf dem Wege einer Lotterie auswählen werde. Mit einer Wahlkampfspende von fünf Dollars könnte ich mitmachen. Am Ende der E-Mail gab es einen grünen Knopf mit der Aufschrift DONATE. Also klickte ich DONATE an und stellte fest, dass ich Barack aus dem Ausland kein Geld schicken kann – jedenfalls nicht online.
Aber ich blieb am Ball. Neulich schrieb mir David: „Andrees, am nächsten Sonnabend geben mehr als 1000 Obama-Freunde in ganz Amerika eine Unite for Change-Party. Einfache Leute öffnen ihre Häuser für Freunde, Verwandte, Nachbarn und Kollegen, um mit ihnen über unser gemeinsames Ziel zu diskutieren. Eine ‚Unite for Change‘ Party zu geben, macht Spaß. Wenn du willst, werden wir dir bei der Vorbereitung helfen. Willst du?“
Natürlich ging Davids Brief nicht nur an mich, sondern an Millionen von Obama-Fans. Trotzdem fühlte ich mich angesprochen, als ich las: „We're counting on you, Andrees, to keep the ball rolling through November!”
Am Ende der E-Mail gab es wieder einen Knopf – diesmal mit der Aufschrift HOST GUIDE (Gastgeber-Tipps). Jetzt landete ich in Obamas „Aktionszentrum“. Zunächst las ich einige Zitate. Lynn schrieb zum Beispiel: „Es geht nicht darum, ob du Demokrat oder Republikaner bist. Es geht darum, unser Land aus den Klauen der Lobbyisten und der Konzerne zurückzuerobern.“ Und Teresa: „Wir sind wie eine Familie. Wir halten zusammen und helfen uns gegenseitig.“ Kim: „Jede einzelne Stimme, jedes Paar Füße, jede Minute, die jeder von uns für die gemeinsame Sache aufbringen kann, führt uns einen Schritt näher an unser Ziel.“
Dann die Party-Tipps. Hier einige davon: „Es geht vor allem um einen Dialog mit Leuten, die noch nicht entschieden sind … Entwerfe Flyer und hänge sie in Cafes und Supermärkten auf … Wenn du deine Gäste mit Obama for Change-Anstecknadeln oder einem Obama-T-Shirt überraschen willst, klicke auf Obama Merchandise … Vergiss nicht, Fotos von deinem Event zu machen und sie uns zu mailen … Noch besser wäre eine DVD mit Videoaufnahmen … Unterlagen für die Vorbereitung des Events und für die Diskussion findest du hier: Download Vote for Change planning materials.“

Ein Familiengefühl entwickeln
Dieser Link öffnet das Tor zu einem großen Barack Obama-Archiv. Biografie des Kandidaten und seiner Frau Michelle. Schöne Fotos mit ihren Kindern. Videoaufzeichnungen der wichtigsten Reden. Detaillierte Lösungsvorschläge für alle innen- und außenpolitischen Probleme Amerikas. Und jede Menge Argumentations-Munition, mit der man die Positionen des Gegenspielers John McCain in Schrott verwandeln kann.
Irgendwo entdeckte ich einen Fragebogen: Mit wie vielen unentschiedenen Wählern hast du gesprochen? An wie viele Türen hast du geklopft? Wie viele Leserbriefe hast du an deine Zeitung geschickt? Wie viele an deine lokale Rundfunkstation? Wie viele United for Change-Events hast du besucht? Wie viele hast du selbst veranstaltet?
Ich habe natürlich nichts von all dem getan. Stattdessen habe ich Barack Obamas Wahlkampfstrategen den Gefallen getan, meinen eigenen Internet-Blog einzurichten – ein digitales Tagebuch, in das ich Eindrücke, Meinungen und Anregungen eintragen und online zur Diskussion stellen kann. So können Millionen von Obama-Fans miteinander reden und ein Familiengefühl entwickeln.
Weiter ging’s durch Obamas Internetportal. Es war wie ein Sog. Irgendwann musste ich mich mit Namen, Passwort und E-Mail-Adresse einloggen, wenn ich weiterkommen wollte. Eine neue Tür öffnete sich: my.barackobama.com/uniteforchange. Die Webadresse verriet mir, dass aus Barack Obama plötzlich „mein“ („my“) Barack Obama geworden war. Hoppla, so weit wollte ich eigentlich nicht gehen.
Die Begeisterung der Obama-Gemeinde, der lebhafte und freundliche E-Mail-Austausch ihrer Mitglieder, die Nähe zum Kandidaten, der ständig über U-Tube-Videosendungen präsent ist, wirkt auf mich eher unpolitisch. Vielleicht kommt es daher, dass ich in seiner Mission den Herzschlag spüre. Keine Gehässigkeit, keine kleinlichen Rivalitäten, keine internen Machtkämpfe … Seine Gegner werfen ihm vor, dass er einen Glaubenskrieg führt.
Obamas Wahlspruch lautet: „Ich bitte Euch, zu glauben – nicht nur an meine Fähigkeit, Wandel und Neuanfang in Washington durchzusetzen. Ich bitte Euch an Eure Stärke und an eure Fähigkeiten zu glauben“. Die „Obama für Amerika“-Bewegung hat tatsächlich eine religiöse Komponente. Unübersehbar ist der Durst nach Erlösung und der missionarische Eifer der Anhänger. Sie wollen mit ihrem Kandidaten nicht nur die Wahl gewinnen – sie wollen die Demokratie in Amerika grundlegend erneuern. Eine Utopie? Vielleicht, aber in der Geschichte gab es immer wieder Utopien, die sich als die Realitäten von morgen erwiesen.

Der Tanz um das goldene Kalb
Jedenfalls tobt in Amerika nicht nur ein Wahlkampf. In Amerika hat eine fundamentale Veränderung des politischen Systems begonnen. Die Demokratie der Lobbyisten ist im Begriff, sich in eine Demokratie des Volkes zu verwandeln. Bisher füllten die Lobbyisten die Wahlkampfkassen. Plötzlich sind es die kleinen Leute, die mit 5-Dollar-Beträgen ihren Kandidaten flott-machen. Obama surft auf einer gigantischen Spendenwelle. Bis Ende Juli hat seine Wahlkampforganisation schon 389 Millionen Dollar an Spenden eingenommen. Der Republikaner John McCain hat im gleichen Zeitraum, vorwiegend von Lobbyisten, nur 174 Millionen Spenden-Dollar kassiert – weniger als die Hälfte.
Das ist die eigentliche Sensation dieses Wahlkampfes. Denn seit Jahrzehnten hat allein das Geld der mächtigen Interessengruppen die Politik beherrscht. Der Kandidat mit dem besseren Draht zum Big Business – gewöhnlich ein Republikaner – gewinnt die Wahl. In Deutschland ist es inzwischen nicht viel anders. Der Tanz ums Goldene Kalb macht aus der Parlamentarischen Demokratie eine Farce. Die Macht geht nicht mehr vom Volk aus, sondern vom Geld der Reichen und Mächtigen.

Die Internet-Demokratie
Die Mehrheit der Amerikaner ist z.B. gegen den Krieg im Irak. Trotzdem geht der Krieg weiter. Die Mehrheit der Deutschen ist dagegen, dass deutsche Soldaten in Afghanistan kämpfen. Trotzdem sind sie dort, und jeder Schuss, den sie abfeuern, geht nach hinten los. Auch die Privatisierung der Bahn wird in Berlin seelenruhig durchgezogen, obwohl die Mehrheit der Bevölkerung dagegen ist.
Aber nun kommt Barack Obama und stellt die Lobby-Demokratie auf den Kopf. Just in dem Augenblick, da man die Totenglocken für das parlamentarische System bereits läuten hörte, gelingt es ihm, Millionen von Menschen zu mobilisieren und ihnen Hoffnung zu geben. Er ist der erste Kandidat, der das Internet auf eine unglaublich intelligente, kreative und effiziente Weise als Tool für die Organisation einer modernen Basisdemokratie einsetzt. Aus der Anonymität der Masse tritt das Individuum hervor und beteiligt sich über das Internet an der politischen Aktion und Diskussion.
Während wir im Begriff sind, vom Zeitalter der Kohle und des Erdöls Abschied zu nehmen und das Zeitalter der Sonnenenergie einzuläuten, beginnt auf der politischen Ebene das Zeitalter der Internet-Demokratie. Sie ist keine clevere Erfindung eines brillanten Politikers. Sie ist vom Wesen her global. Sie wird sich wie die Sonnenenergie auf dem Planeten durchsetzen, auch wenn Amerika noch nicht reif dafür sein mag und Barack Obama die Wahl im November verlieren sollte.
Und – last but not least – wird sie auch die Menschen unterstützen, die nach der Devise leben: Sei in der Welt, aber nicht von dieser Welt. In der Welt zu sein wird in Zukunft ganz neue Perspektiven eröffnen: Wir können uns auch politisch besser einbringen und auf allen Ebenen viel mehr bewegen.

www.hierjetzt.de


Lieber Andrees, da hast Du Dich ganz schön verrannt! Genauso wie es eine Immobilienblase gab, die geplatzt ist, gibt es jetzt wieder eine Begeisterungsblase. Die Irak-Krieg-Begeisterungs-Blase ist inzwischen ebenfalls geplatzt, und wenn Du Dich beklagst: »
Die Mehrheit der Amerikaner ist z.B. gegen den Krieg im Irak. Trotzdem geht der Krieg weiter«, dann zeigst Du nur, daß Du trotz Deines Alters ziemlich naiv geblieben bist. (Vielleicht nicht das Schlechteste: Nur wenn Ihr werdet wie die Kinder, werdet Ihr erleuchtet werden.) Damals zogen die Amis begeistert in den Krieg. (Das kennen wir Deutsche ja sehr gut, wir haben diese Begeisterung ja zweimal erlebt.) Ja, glaubst Du denn, die Amis könnten jetzt den Irakern sagen: »T’schuldigung, jetzt haben wir in den neusten Umfragen ermittelt, daß wir keine Lust mehr haben, wir gehen jetzt heim. Aufräumen müßt Ihr selber«? So geht’s ja wohl nicht. Das ist ja das Schlimme: Im Fall des Irak-Kriegs wurde Begeisterung verwendet, um Verhältnisse zu schaffen, die, wenn die Köpfe wieder klar sind, nicht mehr rückgängig gemacht werden können.

Du schreibst: »
Aus der Anonymität der Masse tritt das Individuum hervor und beteiligt sich über das Internet an der politischen Aktion und Diskussion.« Das mit der Masse ist so eine Sache, das haben wir Sannyasins in Oregon ja am eigenen Leib erfahren, was da mit unserer Individualität passiert. Und das mit dem Hervortreten des Individuums sehe ich auch eher skeptisch, Du schreibst ja selber, daß seine Bewegung etwas religiöses an sich hat und Obama auf einer Welle schwimmt. Also warten wir mal auf das Platzen der Obama-Blase, auf die Begeisterung wird Ernüchterung folgen…

Mittwoch, 1. Oktober 2008

Burning down the house

Ein im Internet vieldiskutiertes Video:





Der ARD-Korrespondent Ralph Sina spricht Klartext.