Montag, 25. Juni 2007

Von Lucy zu Gorillas im Nebel

Wie ich in meinem Post über die 68er Bewegung (Die 68er Revolution – Wie es anfing, ) ankündigte, hier die näheren Zusammenhänge zwischen Zeitgeist, Lucy und den Gorillas: Angesichts der geistigen Entwicklung in den 50er und 60er Jahre (Stichworte: Emanzipationsbewegung der schwarzen Bevölkerung in den USA, Kommunistenhatz unter McCarthy, Nahostkonflikt, 68er Studentenrevolte) sahen sich weite Teile der westlichen Bevölkerung stark verunsichert. Überall schwebte der Umbruch in der Luft, und der machte vielen Angst, hauptsächlich den Machthabern, die sie an die arbeitende Bevölkerung pflichtschuldigst weitergaben. Angesichts der zunehmend längeren Haarfrisuren der männlichen Bevölkerung sahen sich auch viele, die bisher gar nicht darüber nachgedacht hatten, in ihrer sexuellen Identität infrage gestellt.

Ein kurzer Exkurs zu Sigmund Freuds Geschichte von den drei Kränkungen der Menschheit:
"Mit dieser Hervorhebung des Unbewussten im Seelenleben haben wir aber die böse­sten Geister der Kritik gegen die Psychoanalyse aufgerufen. Wundern Sie sich darüber nicht und glauben Sie auch nicht, daß der Widerstand gegen uns nur an der begreiflichen Schwie­rigkeit des Unbewussten oder an der relativen Unzugänglichkeit der Erfahrung gelegen ist, die es erweisen. Ich meine, er kommt von tiefer her. Zwei große Kränkun­gen ihrer naiven Eigen­liebe hat die Menschheit im Laufe der Zeiten von der Wissen­schaft erdulden müssen. Die er­ste, als sie erfuhr, daß unsere Erde nicht der Mittelpunkt des Weltalles ist, sondern ein winzi­ges Teilchen eines in seiner Größe kaum vorstellba­ren Weltsystems. Sie knüpft sich für uns an den Namen Kopernikus, obwohl schon die alexandrinische Wissenschaft ähnliches ver­kündet hatte. Die zweite dann, als die biolo­gische Forschung das angebliche Schöpfungsvor­recht des Menschen zunichte machte, ihn auf die Abstammung aus dem Tierreich und die Unvertilgbarkeit seiner animali­schen Natur verwies. Diese Umwertung hat sich in unseren Tagen unter dem Einfluss von Ch. Darwin, Wallace und ihren Vorgängern nicht ohne das hef­tigste Sträuben der Zeitgenossen vollzogen. Die dritte und empfindlichste Kränkung aber soll die men­schliche Grössensucht durch die heutige psychologische Forschung erfahren, welche dem Ich nachweisen will, daß es nicht einmal Herr ist im eigenen Hause, sondern auf kärgli­che Nachrichten angewiesen bleibt von dem, was unbewusst in seinem Seelenleben vorgeht."
[aus: Christoph Kraiker, Die Geschichte von den drei Kränkungen (vom Verfasser übersetzter und überarbeiteter Vortrag, gehalten unter dem Titel "Stories on Psycho­analysis" auf der Joint Conference on Ericksonian Hypnosis and Psychotherapy 1992 in Jerusalem. Erschienen unter dem Titel: „The story of the three blows“ in: Hypnos XXI, No 3, 1994, pp 176-180)]

Das Besondere für mich an den 68ern ist, daß die progressiven Kräfte versuchten, bekanntes Wissen in der alltäglichen Realität umzusetzen. Der Spruch »unter den Talaren der Muff von tausen Jahren« meinte nichts anderes als daß die Lehrenden zwar Wahrheiten verkündeten, sie aber nicht selbst lebten. Wie ist denn die Frauenemanzipationsbewegung entstanden? Während die Männer vom sozialistischen deutschen Studentenbund (SDS) stundenlang debattierten, saßen Freundinnen und Ehefrauen in den Nebenräumen und kümmerten sich um die Kinder. Dann ging ihnen ein Licht auf: Warum müssen wir hier mit den Kindern rumsitzen, und unsere Männer schwingen große Reden?

Die 60er und 70er Jahre waren also eine Zeit großer Umwälzungen auf der einen und großer Verunsicherung auf der anderen Seite. In einer solchen Atmosphäre hatte die Entdeckung des »Missing Link« enorme Bedeutung, war er doch sicheres Indiz, daß die Theorien von Darwin nicht nur theoretisch sondern tatsächlich stimmten, daß nicht nur Pflanzen und Tiere sondern auch der Mensch Produkt einer nach bestimmten Gesetzmäßigkeiten ablaufenden Entwicklung waren. Und die »Affen« mit den langen Haaren, die auch noch »freie Liebe« (aus der Protestbewegung gegen den Vietnamkrieg: »Make love not war!«) propagierten (siehe Kommune 1) liefen in zunehmender Anzahl in der Gegend rum. (Man erinnere sich: Noch Anfang der 60er Jahre durfte eine Frau nur mit Zustimmung ihres Ehemannes den Führerschein machen, und er konnte ihr Arbeitsverhältnis kündigen!)

Die Entdeckung des Australopethicus afarensis (siehe meinen oben erwähnte Post mit den entsprechenden Links) war für viele eine Befreiung, die ungefähr folgendes ausdrückte: »Die Wissenschaft beweist, daß wir Recht haben. Das heißt, daß Sexualität zu unserem Wesen gehört, und was zu unserem Wesen gehört, gehört auch gelebt.« Und für die konservativen Kräfte stellte sie eine Niederlage dar.

Sein Skelettaufbau sowie Fußspuren des Australopethicus afarensis, die Mary Leakey in Äthiopien gefunden hatte, ließen es so gut wie sicher erscheinen, daß Lucy aufrecht gegangen war: damals eine Sensation! Mary Leakey war mit Louis Leakey verheiratet und hatte mit ihm zwei Söhne, Richard und Jonathan, alles berühmte Paläoanthropologen. (Ihr Vater war übrigens mit Howard Carter befreundet, der 1922 das Grab von Tutanchamun gefunden hatte.) Mary Leakey war 1959 weltberühmt geworden, als sie in der Olduvai-Schlucht in Tansania den Schädel eines Australopethicus boisei fand, des ältesten je gefundenen Hominiden.

Sgt. Pepper's Lonely Hearts Club Band - U2 & Paul Mccartney [Live 8 in Hide Park, London 05'] [2:26]   Text   Übersetzung (Songtexte.com)

Hochgeladen am 27.06.2010
Sgt. Pepper's Lonely Hearts Club Band
U2 & Paul Mccartney
Concert Live 8
Hide Park of London
2005

Veröffentlicht am 16.07.2012

Damals ging es in der Auseinandersetzung »was ist menschlich, was ist tierisch« um die Definition des Menschen als selbstreflektierenden und Werkzeuge gebrauchenden Wesens, was ihn von den Tieren unterscheide. (Was wir Menschen immer anzustellen glauben müssen, um uns selbst zu beweisen, daß wir was Besonderes sind!) Es gibt drei Arten von Menschenaffen: Schimpansen, Gorillas und Orang-Utans. Louis Leakey nun schaffte es, drei Frauen von der Notwendigkeit zu überzeugen, diese Menschenaffenarten näher zu untersuchen: ab 1960 beobachtete Jane Goodall das Verhalten von Schimpansen im Gombe Stream Nationalpark in Tansania, Dian Fossey (der Mord an ihr ist bis heute nicht aufgeklärt) untersuchte ab Ende der 60er Jahre das Verhalten von Gorillas (verfilmt mit Sigourney Weaver in »Gorillas im Nebel«), und ab Ende der 70er kümmerte sich Biruté Galdikas um Orang-Utans auf Borneo. Leakey war der Auffassung, daß der Gebrauch von Werkzeugen den Vormenschen zu einem echten Menschen mache. Obwohl Jane Goodall bei Schimpansen den Gebrauch von Werkzeugen nachweisen konnte, konnte dies die populäre Auffassung von der Definition des Menschen bisher nicht ins Wanken bringen. (Auch das wird die Zeit ändern.) Leakey war der Meinung, nur Frauen seien dazu in der Lage, über lange Zeit einsam zu sein, um dieser Aufgabe nachgehen zu können…

Joe Cocker - With A Little Help From My Friends [5:58]

Hochgeladen am 04.11.2006
Queen's Golden Jubilee 
3 june 2002
Phil Collins - drums
Brian May - guitar

Lucy in the Sky with Diamonds (live) - The Beatles [4:14]
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Und so führte letzlich Lucy unter anderem Dian Fossey in den Nebel der Vorgeschichte des Menschen…



und hier noch ein Link zu einem Bericht über den Film, den Hubert von Goisern über Jane Goodall gedreht hat:
- African Queen - Von Goisern nach Gombe (HubertvonGoisern, März 2007)
siehe auch:
- Talk Spezial mit Jane Goodall und Hubert von Goisern (Servus TV, 06.10.2014)

Und weil Ihr den ganzen Wust von Informationen so brav habt über Euch ergehen lassen, hier zur Belohnung noch eins der schönsten Stücke von Hubert von Goisern (Heast as nit):

Hubert von Goisern, Die Alpinkatzen - Heast as net [4:22]


Hochgeladen am 03.10.2009
Music video by Hubert von Goisern und die Alpinkatzen performing Heast as net. (C) 1994 BMG Ariola Austria GmbH

… aber er kann auch anderster … (Koa Hiatamadl)

Hubert von Goisern und die Alpinkatzen - Koa Hiatamadl [4:00]


Hochgeladen am 05.04.2011
Hubert von Goisern und die Alpinkatzen - Koa Hiatamadl (1992)

Text :

Esgrausaugatenschiaschaurignschachtlzoti­genhoiwangedenweiwer, huldioeoedei,
mogst mi Du ned, mog i di...

Jo mei, jo mei,
wann i mer um a dirndl schau,
dann woas i schon genau,
rund muß sei und a wengerl resch,
ju mei.

Jo mei, jo mei,
die meißten Weiber ham a Gstell,
san dürr und mager wie der Wöll
mei, jo mei, a solch eine, die kunts nie sei.

Koa Hiatamadl mog i ned,
hoat koana dickn Wadl net,
i mog a Madl aus der Stadt,
was dicke Wadln hat.

Koa Hiatamadl mog i ned,
hoat koana dickn Wadl net,
i mog a Madl aus der Stadt,
was dicke Wadln hat.

Jodler...

Jo mei, jo mei,
die Moni mit de grianen Hoar
is scheener no wia vorigs Joahr,
hoat a grad net wenig auf der woag.

Mei o mei,
die andern medl kenn i schon,
da renn i lieber glei davon,
is nix dran, net hind und net voran.

Koa Hiatamadl mog i ned,
hoat koana dickn Wadl net,
i mog a Madl aus der Stadt,
was dicke Wadln hat.

Koa Hiatamadl mog i ned,
hoat koana dickn Wadl net,
i mog a Madl aus der Stadt,
was dicke Wadln hat.

Schee san dia, Landlertanz,
schee san dia, Almenkranz,
drom auf'm Huat wo's schee quickgizen duat.

Hipduliö, hipduliö, hipduliö, hipduliö,
Hipduliö, hipduliö, hipduliö, hipduliö

Jodler...

… einen hab’ ich noch, einen hab’ ich noch: Solide Alm (die schönere Version habe ich nicht gefunden)

HUBERT von GOISERN & die ALPINKATZEN - Solide Alm "Live aus München 1992" [4:39]


Veröffentlicht am 18.01.2014
Hubert von Goisern & die Alpinkatzen - Solide Alm "Live aus München 16.11.1992 " Bayern3 TV (Neuer upload wegen zuvor festgestellter Störung des vorhergehenden Uploads)

zuletzt aktualisiert am 23.02.2016

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